S.P.O.N. - Oben und unten:
Wie man mit der Mistgabel argumentiert
Eine
Kolumne von Margarete
Stokowski
Seit
zwei Wochen leben wir im Zeitalter des Postcolognalismus. Diese Ära
hat ihre eigenen Regeln. Eine Gebrauchsanweisung.
Der Bundeswahrsager kolumniert zurück
Liebe Frau Stokowski,
ich gehöre definitiv nicht zu ihrer
Zielgruppe und fühle mich durch ihre Mistgabelargumentation weder
persönlich angesprochen, noch beleidigt oder irgendwie verletzt.
An diesen Tatsachen ist auch durch
„spiessige“ Gegenkommentare, egal von wem und welchen Inhalts,
rein gar nichts zu ändern.
Der Bundeswahrsager als Instanz des
wahren Sagens ist weder „rechts“, noch „links“ oder Mitte,
vorne, hinten, seitwärts einzuordnen.
Ganz „oben“ ist der Bundeswahrsager
bestimmt nicht. Ganz unten aber auch nicht.
Gegen Rassismusvorwürfe ist er
äusserst resistent.
Gegen „Ja – aber... und
Lügenpresse-Keulen auch.
Und gegen sprachgewaltätige
Verdrehungen erst recht.
Ich schreib das hier wirklich nur
zurück, weil mir Aufklärung Spass macht.
Zur Ihrer Information
In Teilen Westfalens hat die
Wortkombination „Ja – aber“ ungefähr die gleiche klassische
Bedeutung, wie im Rheinland der freundlich gemeinte Hinweis „Leck´
mich inne Täsch“.
In diesem Zusammenhang gestatten Sie
mir zu Ihrem Text-Kunstwerk
„Oben und unten – Wie man mit der
Mistgabel argumentiert“
den Ausruf eines neidlosen
BRAVO – BRAVISSIMO !!!!
Ihre Schreibe ist ganz grosses
Wortkino. Fast schon in Farbe.
Ich bin dankbar, dass ich sowas noch
erleben durfte.
Andere würden vielleicht sagen - für
eine Anfängerin gar nicht schlecht.
Viel besser, als in solch perfekter
Spiegelschrift, geht’s auf dieser Ebene wohl kaum noch mit der
Auftragsarbeit.
Vergleichsweise kriege ich noch nicht
mal Zeilenhonorar für mein Geschreibsel darüber.
Zu Ihren Ausführungen schreibe ICH
Ihnen, mit herzlicher Bewunderung, noch einige ungeregelte
Erkenntnisse ins Stammbuch.
Kostenlos, unentgeltlich oder sogar
völlig umsonst.
Ganz wie es beliebt.
Bitte beachten
Jede Ironie ist beim Aufgabeln meiner
Argumente völlig ausser Acht zu lassen.
ERSTENS
Ihre sinnreiche Wortschöpfung
„Postcolognalismus“ soll offenbar irgendwas mit einem neuen
Zeitalter, Ihren eigenen Regeln und einer Gebrauchsanweisung für´s
Denken, Lesen und Schreiben zu tun haben.
So hatte ich es interpretiert.
Ich hatte beim Abitur im Fach Deutsch,
vor mehr als 35 Jahren, leider nur eine Eins.
Diese unverdiente Note hat mir in der
aktuellen Situation mal wieder nichts genutzt.
Ich bin dann, blöd wie ICH nun mal
sein soll, mit dem POST-Bus sofort nach KÖLN gefahren.
Weil ich mir GEDACHT habe, blöd wie
man hierzulande gehalten werden soll – Ihre Gebrauchsanweisung wäre
am besten in der Stadt colonia grapschiensis umsetzbar.
Shit happens again.
Meine kaputte
Gehirnwäsche-Spiegelglatt-Weiss-Waschmaschine, die habe ich dann mit
Ihren zehn Regeln, leider doch nicht ans Laufen gekriegt.
Das ist jetzt natürlich alles gelogen,
also ungefähr so, wie in Ihrem Text rein gar nichts von ARGUMENTEN
vorhanden ist. Noch nicht mal von argen oder arg armseligen.
Entschuldigung, jetzt habe ich es
verstanden.
Soll ja auch gar nichts von Argumenten
drin vorkommen.
Es geht Ihnen bestimmt nur um die
(Mist)Gabel des Teufels.
Oder um´s prä-cologniale Fingern und
Hineinstossen in Körperöffnungen ?
Also zuhören und lernen.
„
Die Gabel des
Teufels hat 3 Zacken. Mit denen wird er´s schon packen.
Die erste, die
stösst er Dir in den linken Backen.
Die zweite, die
kriegst Du in den rechten Backen.
Die mittlere, die
stösst er Dir teuflisch tief in den After.
Das glaubst Du
nicht ?
Das schafft er !
„
Nein, das offizielle Motto muss
natürlich immer lauten - WIR schaffen das !
ZWEITENS
Ein wichtiger Hinweis in Ihrer OBERSTEN
REGEL = „Reflektieren blendet“ - der war für mich als alten
Nicht-Physikliebhaber sofort verständlich.
Ich zitiere:
„Lassen
Sie deswegen in Ihrer Rede sämtliche logischen Herleitungen und
nachvollziehbaren Begründungen weg und gehen Sie auch nicht auf die
Argumente anderer Menschen ein.“
Zitat Ende
Blendend formuliert, Frau Stokowski.
Jetzt müsste eben diesen Satz nur noch
die erste studierte Physikerin des Landes, Verzeihung, die oberste
Kanzlerin des Bundes gelesen und verstanden haben.
Entschuldigung, da lag ICH jetzt wieder
falsch.
Die Kanzlerin ist ja schon „Oberst“,
da braucht es nicht extra noch eine „Regel“ dazu.
Weder eine von oben und von unten schon
gar nicht.
Die oberste Dame macht ihre Regeln
sowieso schon lange selber.
Massive Beratungsresistenz gegen alle
Sorten von „nachvollziehbaren Begründungen“ scheint dabei eine
gewisse Rolle zu spielen.
Da können Dichter, die oben und unten
mit Sicherheit nicht ganz dicht sind, Gebrauchsanweisungen schreiben,
wie sie wollen. Alles Ablage Papierkorb.
DRITTENS
Sie bemühen in Ihrem Regelwerk den
Begriff „Reine Physik“ und Sie weisen in der Obersten Regel
darauf hin, dass „Reflektieren blendet“.
Völlig zutreffend.
Wer allzu unvorsichtig in den „Spiegel“
schaut, der SOLL vermutlich von diesem auch „geblendet“ werden.
Dann blickt er vielleicht nicht mehr so
richtig durch.
Sie, liebe Frau Stokowski, Sie sind in
dieser Art Blendwerk vorerst nur die Schülerin eines grossen
Meisters der salongepflegten Spiegelfechterei.
Die andauernd versuchten
Lobo-tomisierungen klappen aber bei ganz vielen Leuten nicht mehr.
Bei denjenigen, die eine Zivilisation
etwas anders interpretieren als Ihr Chef und seine Kolonne.
Nein, Kolumnisten muss es ja heissen.
Columna hybris, könnte man an diesem
Punkt zusammenfassen.
Weder gedruckt noch online klappt das
mit dem extrem verzerrten Spiegelbild auf immer und ewig.
Allenfalls mit Quoten, Auflagen und
Abonnements.
Die interessieren MICH dabei am
allerwenigsten.
Ausserdem weiss der Bundeswahrsager
Folgendes ganz genau.
Was der Zauberspiegel in der Redaktion
sagt,
wenn ein Kommentator sich morgens davor
stellt und fragt:
„
Spieglein,
Spieglein, an der Wand – wer ist der-die Schönste und Schlaueste
im ganzen Land ?
Der Zauberspiegel
antwortet jedesmal:
Geh mal einen
Schritt an die Seite. Ich sehe nichts.
„