Freitag, 15. Januar 2016

S.P.O.N. - Oben und unten:

Wie man mit der Mistgabel argumentiert


Eine Kolumne von Margarete Stokowski

Seit zwei Wochen leben wir im Zeitalter des Postcolognalismus. Diese Ära hat ihre eigenen Regeln. Eine Gebrauchsanweisung.


Der Bundeswahrsager kolumniert zurück

Liebe Frau Stokowski,

ich gehöre definitiv nicht zu ihrer Zielgruppe und fühle mich durch ihre Mistgabelargumentation weder persönlich angesprochen, noch beleidigt oder irgendwie verletzt.

An diesen Tatsachen ist auch durch „spiessige“ Gegenkommentare, egal von wem und welchen Inhalts, rein gar nichts zu ändern.
Der Bundeswahrsager als Instanz des wahren Sagens ist weder „rechts“, noch „links“ oder Mitte, vorne, hinten, seitwärts einzuordnen.

Ganz „oben“ ist der Bundeswahrsager bestimmt nicht. Ganz unten aber auch nicht.

Gegen Rassismusvorwürfe ist er äusserst resistent.
Gegen „Ja – aber... und Lügenpresse-Keulen auch.

Und gegen sprachgewaltätige Verdrehungen erst recht.

Ich schreib das hier wirklich nur zurück, weil mir Aufklärung Spass macht.


Zur Ihrer Information
In Teilen Westfalens hat die Wortkombination „Ja – aber“ ungefähr die gleiche klassische Bedeutung, wie im Rheinland der freundlich gemeinte Hinweis „Leck´ mich inne Täsch“.

In diesem Zusammenhang gestatten Sie mir zu Ihrem Text-Kunstwerk
„Oben und unten – Wie man mit der Mistgabel argumentiert“

den Ausruf eines neidlosen

BRAVO – BRAVISSIMO !!!!

Ihre Schreibe ist ganz grosses Wortkino. Fast schon in Farbe.

Ich bin dankbar, dass ich sowas noch erleben durfte.

Andere würden vielleicht sagen - für eine Anfängerin gar nicht schlecht.

Viel besser, als in solch perfekter Spiegelschrift, geht’s auf dieser Ebene wohl kaum noch mit der Auftragsarbeit.

Vergleichsweise kriege ich noch nicht mal Zeilenhonorar für mein Geschreibsel darüber.

Zu Ihren Ausführungen schreibe ICH Ihnen, mit herzlicher Bewunderung, noch einige ungeregelte Erkenntnisse ins Stammbuch.

Kostenlos, unentgeltlich oder sogar völlig umsonst.
Ganz wie es beliebt.

Bitte beachten
Jede Ironie ist beim Aufgabeln meiner Argumente völlig ausser Acht zu lassen.


ERSTENS
Ihre sinnreiche Wortschöpfung „Postcolognalismus“ soll offenbar irgendwas mit einem neuen Zeitalter, Ihren eigenen Regeln und einer Gebrauchsanweisung für´s Denken, Lesen und Schreiben zu tun haben.

So hatte ich es interpretiert.

Ich hatte beim Abitur im Fach Deutsch, vor mehr als 35 Jahren, leider nur eine Eins.
Diese unverdiente Note hat mir in der aktuellen Situation mal wieder nichts genutzt.

Ich bin dann, blöd wie ICH nun mal sein soll, mit dem POST-Bus sofort nach KÖLN gefahren.

Weil ich mir GEDACHT habe, blöd wie man hierzulande gehalten werden soll – Ihre Gebrauchsanweisung wäre am besten in der Stadt colonia grapschiensis umsetzbar.

Shit happens again.
Meine kaputte Gehirnwäsche-Spiegelglatt-Weiss-Waschmaschine, die habe ich dann mit Ihren zehn Regeln, leider doch nicht ans Laufen gekriegt.

Das ist jetzt natürlich alles gelogen, also ungefähr so, wie in Ihrem Text rein gar nichts von ARGUMENTEN vorhanden ist. Noch nicht mal von argen oder arg armseligen.

Entschuldigung, jetzt habe ich es verstanden.
Soll ja auch gar nichts von Argumenten drin vorkommen.

Es geht Ihnen bestimmt nur um die (Mist)Gabel des Teufels.
Oder um´s prä-cologniale Fingern und Hineinstossen in Körperöffnungen ?

Also zuhören und lernen.

Die Gabel des Teufels hat 3 Zacken. Mit denen wird er´s schon packen.

Die erste, die stösst er Dir in den linken Backen.

Die zweite, die kriegst Du in den rechten Backen.

Die mittlere, die stösst er Dir teuflisch tief in den After.

Das glaubst Du nicht ?

Das schafft er !


Nein, das offizielle Motto muss natürlich immer lauten - WIR schaffen das !



ZWEITENS
Ein wichtiger Hinweis in Ihrer OBERSTEN REGEL = „Reflektieren blendet“ - der war für mich als alten Nicht-Physikliebhaber sofort verständlich.

Ich zitiere:
Lassen Sie deswegen in Ihrer Rede sämtliche logischen Herleitungen und nachvollziehbaren Begründungen weg und gehen Sie auch nicht auf die Argumente anderer Menschen ein.“
Zitat Ende

Blendend formuliert, Frau Stokowski.

Jetzt müsste eben diesen Satz nur noch die erste studierte Physikerin des Landes, Verzeihung, die oberste Kanzlerin des Bundes gelesen und verstanden haben.

Entschuldigung, da lag ICH jetzt wieder falsch.

Die Kanzlerin ist ja schon „Oberst“, da braucht es nicht extra noch eine „Regel“ dazu.

Weder eine von oben und von unten schon gar nicht.

Die oberste Dame macht ihre Regeln sowieso schon lange selber.

Massive Beratungsresistenz gegen alle Sorten von „nachvollziehbaren Begründungen“ scheint dabei eine gewisse Rolle zu spielen.

Da können Dichter, die oben und unten mit Sicherheit nicht ganz dicht sind, Gebrauchsanweisungen schreiben, wie sie wollen. Alles Ablage Papierkorb.



DRITTENS
Sie bemühen in Ihrem Regelwerk den Begriff „Reine Physik“ und Sie weisen in der Obersten Regel darauf hin, dass „Reflektieren blendet“.

Völlig zutreffend.

Wer allzu unvorsichtig in den „Spiegel“ schaut, der SOLL vermutlich von diesem auch „geblendet“ werden.

Dann blickt er vielleicht nicht mehr so richtig durch.

Sie, liebe Frau Stokowski, Sie sind in dieser Art Blendwerk vorerst nur die Schülerin eines grossen Meisters der salongepflegten Spiegelfechterei.

Die andauernd versuchten Lobo-tomisierungen klappen aber bei ganz vielen Leuten nicht mehr.

Bei denjenigen, die eine Zivilisation etwas anders interpretieren als Ihr Chef und seine Kolonne.

Nein, Kolumnisten muss es ja heissen.

Columna hybris, könnte man an diesem Punkt zusammenfassen.

Weder gedruckt noch online klappt das mit dem extrem verzerrten Spiegelbild auf immer und ewig.

Allenfalls mit Quoten, Auflagen und Abonnements.
Die interessieren MICH dabei am allerwenigsten.

Ausserdem weiss der Bundeswahrsager Folgendes ganz genau.

Was der Zauberspiegel in der Redaktion sagt,
wenn ein Kommentator sich morgens davor stellt und fragt:

Spieglein, Spieglein, an der Wand – wer ist der-die Schönste und Schlaueste im ganzen Land ?

Der Zauberspiegel antwortet jedesmal:

Geh mal einen Schritt an die Seite. Ich sehe nichts.

„