Montag, 5. Dezember 2016

Zur Hölle damit
Eine Ware Geschichte…
erstmals veröffentlicht 2012 bei meiner privaten Literatur...überarbeitet 2016


Irgendwann hatte es auch mich erwischt, der alte Körper versagte und in Folge kam ich in den Himmel.
Es war zunächst so ungefähr, wie ich mir das immer vorgestellt hatte. 
Natürlich keine 72 Jungfrauen für jeden, aber so eine Art All-inclusive mit Vollpension.
Auffallend war nur, dass am Eingang das Schild schon etwas verwittert war und schief hing. In den Gängen und Fluren war nicht besonders viel los.
Ich kannte niemand von den Leuten, die da rumliefen.
Das Schwimmbad war geschlossen, im Fitnessraum lagen ein paar verrostete Hanteln herum. Irgendwo hing ein vergilbtes Bild mit Bizeps von Mr.Arnold Schwarzenegger drauf. Daneben ein alter Tennisschläger von Boris Becker. 
Der diskrete Charme der 80er wehte durch das Gebäude.
Der Typ am Empfang – ich weiss nicht, ob der Portier wirklich „Petrus“ hiess oder jemand anderes da rumsass – der war ein bisschen schlecht gelaunt.
Der Rest war auch so eine Sache – zum Frühstück gab es jeden Morgen nur kalten Kaffee und so eine Art Haferschleim. Ab und zu ein paar kalte Bohnen mit fettigen Würstchen. Vermutlich für die Engländer.
Nach einer Woche hatte ich mir überlegt, mal einen Ausflug in die Hölle zu wagen.
Das war voll interessant.
Ich kam da mitten rein in eine Art Vergnügungspalast und unmittelbar in eine Riesenparty mit Sekt, Drops und Rosenkohl (= Wein, Weib und Gesang).
Die Stimmung war ausgelassen, Essen und Trinken vom Feinsten und ich traf gleich andauernd gute alte Bekannte und dazu noch viele Prominente, die es bereits zu ihren Lebzeiten drauf hatten, wie man eine professionelle Sause veranstaltet. 
Ich staunte, wieviele nette Mädels überall rumliefen. Es gab viel Spass, auch wenn man im früheren Leben nicht grad Herausgeber des Playboy gewesen war oder eine Backstage-Karte für das Geheimnis von Victoria sein Eigen nennen konnte.
Alle waren total zufrieden und wirklich jeder wurde bestens bedient.
Als ich dann am nächsten Tag wieder alleine in der Kantine im Himmel sass, wo mittags die Fliegen über dem Suppentopf herumschwirrten, hab ich mir überlegt, ich gehe jetzt mal zu einem Beamten, der hier was zu sagen hat und stell dem eine Frage.
Als ich nach langem Suchen in schlecht beleuchteten Fluren endlich den lieben Gott in seinem Büro gefunden hatte, guckte der ein bisschen missmutig, als ausgerechnet ICH zur Tür reinkam.
Aha, der ... schon wieder !“
Ich antwortete: „Meister, gestern bin ich, mehr durch Zufall, mal einen Tag in der Hölle gelandet. Da geht die Post aber echt ab. Ich wollte nur anmerken, im Himmel sollte der Laden eigentlich ein bisschen besser laufen als in der Hölle, oder ?
Wie ist das – könnt Ihr wenigstens nicht mal zu Mittag was Vernünftiges kochen ?“
Sagt der liebe Gott zu mir:
Lohnt sich doch nicht – für die paar Leute hier !“ 

Freitag, 2. Dezember 2016

Die Wahrheit
über Freunde, Gesichter und Bücher 2016-451
An alle Leser und Schreiber,
denen (noch) nicht klar ist, dass (schon wieder) Bücher brennen...


Es ist gefährlich, sich allzuweit aus dem Fenster heraus zu lehnen

Möglicherweise kann man zwar etwas weiter schauen als andere und besser erkennen, was draussen wirklich vor sich geht. Ob es bereits irgendwo lichterloh brennt.

Allerdings besteht die Gefahr, dass man dabei das Gleichgewicht verliert und ein paar Stockwerke nach unten fällt.

Umso bedenklicher, wenn alle anderen Gesichter und die vielen Freunde, die aus ihrem Fenster heraus gucken, nur ihren eigenen Blickwinkel haben.

Den Sturz bemerken sie möglicherweise gar nicht.

Keiner hilft, denn kaum jemand hatte es in Wahrheit kommen sehen (wollen).

Und falls DU bei Deinem Sturz aus dem Fenster noch laut „FEUER !“ gerufen haben solltest...oder „HILFE !“...

...Bitte nicht vergessen... bei Alarmrufen kommt nicht unbedingt ein Freund und Helfer, der einen Brand wirklich löschen will.

Es scheint viel wichtiger zu sein, Kommentare in einem „Gesichtsbuch“ zu löschen.

Die wahren Brandstifter zeigen damit ihr wahres Gesicht.

Die offiziellen Brandbekämpfer werden bei allzu lauten Hilferufen mit grosser Sicherheit vorrangig zur Bekämpfung der öffentlichen Ruhestörung tätig.

Eine helfende Hand findet man, auch in diesen Fällen, in erster Linie am Ende des eigenen Armes.

Die Hand, die den „Löschknopf“ für das Schliessen eines Buches drückt.

Zur eigenen Gesichtswahrung und zum Aufschlagen eines anderen Kapitels.